
Kolumne
Der Segen stärkerer Schwankungen

Quelle: Reuters
Nicht umsonst gelten die Volatilitätsindizes VDAX-New® und VIX®, welche die Schwankungen des DAX® beziehungsweise des S&P 500® abbilden, häufig als Angstbarometer. Genau genommen zeigen die Indizes im Gegensatz zur gemessenen historischen Volatilität die Schwankungen, die Marktteilnehmer für die nahe Zukunft erwarten, die implizite Volatilität.
Chance oder Risiko?
Treffender wäre daher, die genannten Indizes zunächst als Maß für die Unsicherheit am Markt zu betrachten und aus ihrem jeweiligen Niveau keine vorschnellen Schlüsse über die künftige Kursentwicklung abzuleiten. Denn auch die implizite Volatilität selbst kann sehr stark schwanken. So ist sie nach einem deutlichen Anstieg vor dem Jahreswechsel bereits wieder weit zurückgekommen, auch wenn sie weiterhin klar oberhalb des Durchschnittsniveaus von 2018 notiert.
Ohnehin sollten Anleger höhere Schwankungen weniger als Bedrohung und vielmehr als Chance begreifen. Gerade für Neuengagements bieten sie vielfach günstige Gelegenheiten. So können Anleger zwischenzeitliche Korrekturen einerseits für Nachkäufe von Einzelaktien oder Indizes nutzen. Andererseits macht eine höhere implizite Volatilität den Markteinstieg über bestimmte Zertifikate-Gattungen besonders attraktiv.
Vorteile von Zertifikaten
Insbesondere verbessert sie die Konditionen von Discount-Zertifikaten. Die Papiere bieten gegenüber der Direktanlage in eine Aktie oder einen Index ein Investment mit Rabatt. Als Ausgleich für den Rabatt ist der maximal erzielbare Ertrag vorab festgelegt. Da bei Fälligkeit der Kurs des Basiswertes bis zum maximalen Ertrag ausgezahlt wird, federt der Rabatt gleichzeitig mögliche Kursverluste in einem bestimmten Maß ab. Daher lassen sich mit Discountern – anders als mit einem Direktinvestment – auch Erträge erwirtschaften, wenn der Basiswert auf der Stelle tritt oder sogar leicht verliert. Erst wenn die Verluste des Basiswerts den Rabatt übersteigen, entsteht Anlegern ein Verlust.
Je höher dabei die implizite Volatilität des Basiswerts, desto höher fällt bei sonst gleichen Bedingungen auch der Rabatt aus – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die erzielbare Rendite. Technisch erklärt liegt das daran, dass der Rabatt über den Verkauf einer Call-Option finanziert wird. Je höher die erwarteten Schwankungen des Basiswerts, desto mehr bringt dieser Verkauf ein, da der Preis von Optionen mit zunehmenden Schwankungen ebenfalls steigt. Dieser Verkaufserlös wird vom aktuellen Basiswertkurs abgeschlagen, wodurch der Kaufkurs des Zertifikats errechnet wird.

Quelle: Reuters
So bietet beispielsweise ein defensives Discount-Zertifikat mit Höchstbetrag 60 Euro auf die Bayer-Aktie, für die weiterhin hohe Schwankungen erwartet wird, bei einer Laufzeit bis Juni 2019 aktuell einen Discount von gut 14 Prozent sowie eine annualisierte Maximalrendite (Rendite auf Jahresbasis) von 13,2 Prozent. Gleichzeitig würden erst dann Verluste beim Discount-Zertifikat erlitten, wenn die Aktie schon 14 Prozent gefallen ist. Bei einem Papier mit gleicher Restlaufzeit auf die, den Erwartungen zufolge auch künftig weit weniger schwankende, Beiersdorf-Aktie dagegen müssten sich Anleger mit einem Discount von 5,2 Prozent und einer maximalen annualisierten Rendite von 8,8 Prozent zufriedengeben.

Quelle: Reuters
Der Vergleich zeigt exemplarisch, wie sich die implizite Volatilität auf die Konditionen von Discount-Zertifikaten auswirkt. Da der Zusammenhang auch für die Preisbildung des Zertifikats während der Laufzeit maßgeblich ist, können Anleger insbesondere sprunghafte Anstiege der Volatilität für den Einstieg nutzen: Wenn die erwartete Schwankungsintensität wieder auf das Ursprungsniveau sinkt, würde der Kurs des Discounters bereits steigen – ohne dass sich der Basiswert tatsächlich bewegen muss.
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